„Perfekte Symbiose zwischen Handwerk und Musik“
Holger Block betreibt Fachwerkstatt für Blasinstrumente in Drolshagen-Öhringhausen
Sauerlanderkurier 31.Mai 2017, "Auf ein Wort" Interview von Michael Sauer
Bild: Sauerlandkurier
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Seit vielen Jahren ist der gebürtige Rhoder Holger Block als Hornist ein gern gesehener Gast in den Musikvereinen im Kreis Olpe. Als „Meister Block“ betreibt der Metallblasinstrumentenmachermeister seit Oktober 2016 eine Fachwerkstatt für Blasinstrumente in Öhringhausen. Im Interview erzählt er, was ihn bewogen hat, diesen außergewöhnlichen Beruf zu erlernen, wie die Ausbildung abläuft und warum er sich schließlich in seiner Heimat selbstständig gemacht hat.
? Herr Block, baut man ein Instrument am Fließband, oder macht das einer alleine?
! Bei guten Instrumenten, die in Serie produziert werden, ist je nach Betriebsgröße natürlich ein Team von Fachkräften erforderlich. Ein Produktionsteil biegt z.B. die Bögen, der andere poliert die Einzelteile vor, und wieder andere fügen dann von Hand die jeweiligen Teile zu einem Instrument zusammen. Danach folgen Oberflächenbearbeitung und Endmontage. Als Fließbandarbeit kann man das aber nicht bezeichnen, da bei Qualitätsinstrumenten nach wie vor viel Handarbeit von Nöten ist. Und ein versierter Instrumentenmacher sollte alle Arbeitsschritte von A bis Z natürlich alleine durchführen können. Beim Bau eines Meisterstücks wird das ja schließlich auch so erwartet.
? Welche war die ungewöhnlichste Reparatur, die Sie bis jetzt hatten?
! Ich wundere mich schon ab und zu, was man so alles aus Instrumenten rausholen kann. Beim Entfernen der gebrauchsüblichen Ablagerungen finden manchmal sogar Mundstücke oder Ölfläschchen ihren Weg ans Tageslicht wieder zurück.
Interessant war auch der Umbau eines Instruments in meinem ehemaligen Betrieb in Mainz: Ein Profi-Hornist erlitt einen Motorradunfall, wodurch sein linker Arm nur noch sehr eingeschränkt nutzbar war. Also haben wir sein Instrument so verändert, dass die Ventile mit der rechten Hand zu bedienen sind. Auch hat jeder Musiker seine eigene Vorstellung, wie sich sein Instrument in seinen Händen anfühlen soll. Dem versuche ich natürlich durch entsprechende Umbauten gerecht zu werden. Stets eine interessante Herausforderung, wie ich finde.
? Wie viel Arbeit steckt dann am Ende ungefähr in einer Reparatur?
! Das kann man nicht pauschal beantworten und hängt ganz davon ab, wie das Instrument hier ankommt. Beschädigungen sind innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde vorhanden, aber das Entfernen kann manchmal recht lange dauern. Ganz einfach gesagt: Je schlechter der Zustand des Instruments ist, desto arbeitsintensiver ist der Eingriff. Regelmäßige Pflege hilft aber die Lebensdauer eines Instruments deutlich zu verlängern.
? Gab es schon einmal eine Reparatur, an der Sie verzweifelt sind?
! Je älter ein Instrument ist, desto schwieriger wird´s an manchen Stellen, da das Material auch irgendwann durch Abnutzung einfach mal den Geist aufgibt. Aber auch bei neuen Instrumenten kommt es manchmal vor, dass ich mehr Zeit als normal investieren muss, und zwar bei Produkten aus Fernost. Diese Instrumente locken mit einem super Preis, sehen auf den ersten Blick toll aus, aber Intonation und Ventiltechnik sind dann meistens der Knackpunkt. Je günstiger solch ein Instrument ist, desto mehr sollte der Kunde für eine Instandsetzung einkalkulieren, damit es danach halbwegs zuverlässig funktioniert. Doch des Kunden Ansicht lautet meistens: „Das Instrument war ja nicht teuer. Dann soll die Reparatur bitteschön auch nicht viel kosten.“ Ein Trugschluss.
? Wann kam Ihnen der Gedanke, Instrumentenbauer zu werden?
! Dieser Gedanke kam in mir auf als ich ungefähr 16 Jahre alt war. Nach einem Auftritt habe ich meinem Horn damals aus Versehen einen ordentlichen Schaden zugefügt. Daraufhin fuhr mein Vater mit mir zu einem Instrumentenreparateur. Und in dessen Werkstatt hat es mich dann gepackt. Überall waren Instrumente, spezielle Werkzeuge und Maschinen. Eine tolle Atmosphäre. Und ab dem Zeitpunkt stand für mich fest: Ich werde Instrumentenmacher! Und für Hornisten ist „die Adresse“ natürlich die Firma Gebr. Alexander in Mainz, wo ich schließlich meine Lehre gemacht habe und danach auch übernommen wurde.
? Wollten Sie vorher einen anderen Beruf erlernen?
! Ich war mir bis dato noch unschlüssig. Auch wenn ich sehr gerne Musik mache, habe ich mich damals nicht so gefühlt, dass ein Musikstudium genau mein Ding sei. Außerdem wollte ich schon immer etwas Handwerkliches machen. Und da kam mir der Instrumentenbau gerade recht, weil das die perfekte Symbiose zwischen Handwerk und Musik ist. Aber dank meiner beruflichen Kontakte konnte ich durch verschiedene Aushilfstätigkeiten, u.a. bei den Berliner Symphonikern, die Welt der Profi musiker doch live erleben – eine super Erfahrung!
? Wie läuft die Ausbildung ab?
! Es handelt sich um eine normale duale Berufsausbildung und dauert drei Jahre. Ungewöhnlich war nur, dass die Berufsschule nicht um die Ecke war, sondern in Ludwigsburg. Dort ist nämlich die Bundesfachschule für Orgelbau, die eine Untergruppe Blasinstrumente hat. Wir waren damals immerhin fünf Azubis vom Blech und vier vom Holz in der Klasse. Das Besondere ist auch, dass am Ende der Ausbildung etwas aus Metall herauskommt, was nicht nur schön glänzt, sondern auch klingt. Als Gesellenstück entschied ich mich für den Bau einer Konzert-Trompete.
? Wann haben Sie sich entschieden, die Meisterprüfung abzulegen?
! Ein Ausbildungskollege hat schon fünf Jahre nach der Gesellenprüfung zu mir gesagt: „Ich will jetzt den Meister machen. Bist Du dabei?“ Das war mir aber noch zu früh. Nach knapp zehn Gesellenjahren habe ich mich schließlich 2011 zur Prüfung angemeldet. Auch wenn der Meistertitel zur Existenzgründung in meinem Gewerk durch das Diktat der EU schon zu dem Zeitpunkt nicht mehr erforderlich war, betrachtete ich es einfach als eine sportliche Herausforderung an mich selbst.
? Was mussten Sie in der Prüfung genau machen?
! Neben dem Erarbeiten des theoretischen Stoffes baut man in der Vorbereitungszeit auch sein Meisterstück. Und am Tag der Prüfung musste ich vom fertigen Meisterstück ein Bauteil, welches die Prüfer erst vor Ort festlegten, unter Aufsicht und Zeitvorgabe exakt nachbauen. Und da bei der offiziellen Meisterprüfung nur die handwerklichen Aspekte bewertet werden, räumte ich mir selbst noch eine zweite inoffizielle Meisterprüfung ein: Als die Hornisten der Berliner Philharmoniker bei uns in Mainz waren, gab ich denen mein Meisterstück zum Testen. Sie haben es gelobt. Danach fühlte ich mich knappe zehn Zentimeter größer.
? Warum sind Sie wieder zurück ins Sauerland gekommen?
! An sich wollte ich nach der Lehre recht schnell wieder zurückkehren, eben um mich selbstständig zu machen. Aus heutiger Sicht natürlich recht blauäugig, so etwas direkt nach der Ausbildung anzupeilen. Deswegen war es sehr gut, dass ich noch so viele Jahre in Mainz die wertvollen Erfahrungen sammeln konnte, die meinen Kunden nun zugutekommen. Und der Begriff „Heimat“ spielt dabei für mich auch eine große Rolle. Es ist einfach schön, wieder hier zu sein.
? Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Geschäft?
! Mehr als zufrieden. Abgesehen von meiner Internetseite, www.meister-block.de, habe ich mich bisher bewusst nicht in das „Licht der Öffentlichkeit“ begeben, da ich erstmal lernen wollte, was es tatsächlich bedeutet eine eigene Firma zu führen. Was in meiner ehemaligen Firma einmal der Hauptaspekt war – nämlich das Reparieren – ist zwar jetzt kein Nebenaspekt geworden, aber es sind noch viele wichtige Aufgaben hinzugekommen. Das muss sich ja erstmal einschleifen bis alles rund läuft. Und genug zu tun habe ich trotzdem schon. Es macht mir viel Spaß mit Musikern zusammen zu arbeiten. Eine sehr angenehme Klientel.
Das Interview führte Michael Sauer
Tags: Meister-Block , Metallblasinstrumentenmachermeister, Presse